Zuerst einmal ein Disclaimer: Wer von Euch momentan das immense Glück hat, unter einem Stein, hinter dem Mond oder an einem sonst wie von den Entwicklungen und Neuigkeiten abgeschnittenen Ort zu leben, möge sich einerseits beneidet fühlen und kann andererseits eigentlich auch direkt wieder aufhören zu lesen. Denn dann ist das Ganze hier inhaltlich eher nichts für Euch. Ihr Glücklichen. Und nun rein da!

Normalerweise bin ich ein Fan von „wir leben in interessanten Zeiten“. Für mich ist das einerseits die Bestandsaufnahme, dass momentan vielleicht nicht alles Gold ist was glänzt, aber im Großen und Ganzen gibt’s irgendwie und irgendwo eine Perspektive, bei der dann doch nicht alles beschissen aussieht. Nur grade fühlt sich das auch eher wie ein gar nicht mal so gut gemachter Selbstbetrug an, bei dem selbst das Ignorieren von Nachrichten und Ausblenden der ganzen äußeren Umstände auch nicht wirklich hilft. Das große Problem an der Sache ist dann aber nun, dass man ja, wenn man sich dem Miesen und Grauen zu sehr hingibt, einfach bescheuert im Kopf wird. Man muss also was dagegen tun. Bei manchen mag das Sport sein (sehr lobenswert) und andere trinken dann eher (gar nicht mal so gut).

Es geht aber auch anders, so dass selbst faule Menschen keine Leberschäden befürchten müssen.

Ich denke da an eine gepflegte kleine Realitätsflucht. Mag zwar nicht so gesund sein wie Sport, aber die meisten Ärzte dürften mir wohl zustimmen, dass das aber immer noch um Größenordnungen besser ist, als sich täglich einen hinter die Binde zu zimmern.

Früher, also so vor 20 – 25 Jahren, als „alte Leute“ das Zocken noch weniger verstanden als heute, wurde „Realitätsflucht“ gern abschätzig benutzt. Das war (und ist) nicht nur dämlich, sondern, finde ich, auch total falsch.

Was ist denn so wild daran, wenn man seinen Geist mal eine Zeit lang auf Gedanken bringt, die mit der aktuellen Lebenslage nichts zu tun haben? Quasi ein kleiner Urlaub für den Kopf irgendwohin, der einem hilft wieder Ruhe und Kraft zu finden, um dann den ganzen Alltagsmüll wieder auszuhalten. Wie man das macht, ist dabei auch so individuell wie egal. Hauptsache es hilft. Der eine malt vielleicht gerne Landschaften, die nächste spielt Videospiele und die Nachbarsfamilie im dritten Stock, vier Häuser weiter ist brettspielfanatisch.

Was am Ende halt zählt, ist, dass man sich dabei gut fühlt, erholt ist und das Licht am Ende des Tunnels dann vielleicht doch als Ausgang wahrnimmt und kein Güterzug ist.

In diesem Sinne mach ich mir jetzt einen Kaffee, leg eine Platte auf, zocke ein Videospiel und in den Ladepausen lese ich was. Und das Ganze dann noch unter meinem schönen neuen Stein. Bis bald.

/Barry

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