Ein Album – zwei Meinungen: Glorior Belli – The Great Southern Darkness

Sich allein Gedanken zu Musik machen ist das eine, aber sich drüber austauschen ist auch was feines. Deswegen: Ein Album – zwei Meinungen. Einer schlägt ein Album vor und beide geben ihren Senf dazu. Diesmal mit einem Vorschlag von Kepheus: Glorior Belli – The Great Southern Darkness

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Glorior Belli haben mir mal einmal zwei Dinge mit diesem Album klar gemacht. Zum einen, dass Innovation im Metal selbst nach all den Jahren nicht am Ende ist, auch wenn man vielleicht glauben mag, alles schon gehört zu haben. Zum anderen, dass es oft wirklich nicht reicht, Alben nur einmal mehr oder weniger grob zu hören. Hätte ich das getan, wäre mir was entgangen und dieser Text hier hätte einen ganz anderen Ton gehabt. Aber zu erst: Was meine ich hier mit Innovation? Danke für die Frage Timmi. Also: Ein Mix aus Black Metal und Southern Rock ist mir noch nicht unter gekommen und scheint auch auf den ersten Blick gar nicht mal so nahe liegend, sind es doch zwei Genres die an sich eher weiter von einander weg liegen als Cola und Rotwein (und ja, da gibt es ein Mixgetränk). Das interessante ist, dass der Genremix dann doch echt gut funktioniert (das mit dem Wein lassen wir lieber). Der Black Metal Anteil gewinnt dadurch irgendwie eine Coolness und Leichtigkeit, so als sei man leicht angedüdelt von Schnaps den der Nachbar 3 Farmen weiter im Keller destilliert hat und der einen zum Glück nicht blind werden lässt. Ich finde, der Titeltrack ist ein gutes Beispiel.

Der andere Punkt den ich Eingangs beschrieben hab, zeigte sich mir da drin, dass ich das Album beim ersten Mal irgendwie ein bisschen interessant aber auch nichts weiter fand. Coolness und Leichtigkeit bedeutete da für mich nicht unbedingt eine bessere Zugänglichkeit. Geklickt hat es erst beim dritten oder vierten Durchlauf. Im Nachhinein bin ich froh mir die Zeit dafür genommen zu haben, da es ein echt wirklich spannendes Album ist bei dem „sowas hab ich echt noch nie gehört“ eine treffende Beschreibung und keine Leere Phrase ist. Geiles Ding.

/Barry

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Glorior Belli habe ich damals bei meinen Streifzügen durch den französischen Black Metal entdeckt. Glorior Belli klangen dabei wie der Bastard von Aosoth und Down. Rasend, okkult und gleichzeitig ungemein rockig und eingängig.

Wie Barry schreibt, ist allein diese Mischung schon ein ziemliches Alleinstellungsmerkmal. Damals wie heute. Falls doch noch jemand nach Referenzen fragt, würden mir hier nur Zeal & Ardor oder Goatwhore in den Sinn kommen. Und das mit viel Augen zukneifen. Als Signaturesong würde ich einfach mal They call me Black Devil anführen. Am meisten angesprochen haben mich damals allerdings die schnelleren Nummern wie Negative Incarnate, Bring down the cosmic Scheme und Secret ride to Rebellion. Das waren Songs, zu denen ich mich durch den Pit prügeln wollte. Mit Hooks bei denen die Faust gen Himmel gereckt und Gottes ganze Armee herausgefordert werden muss.

15 Jahre später und viele Jahre nachdem ich The Great Southern Darkness zuletzt gehört habe, sind die Songs immer noch vertraut. Mein süßer Zahn für Hooks ist ein wenig abgeschliffen aber immer noch da. Nachdem sich meine anfängliche Skepsis, die ich gegenüber meinen früheren musikalischen Vorlieben in der Regel pflege, gelegt hat, muss ich sagen ist The Great Southern Darkness gut gealtert. Tatsächlich funktionieren auch immer noch die klassischen Black Metal Songs am besten für mich. Das sind Songs, die sich wohl auch für immer in mein Gedächtnis gebrannt haben.

Die Frage, die sich mir immer stellt, wenn ich einen musikalischen Ausflug in meine Vergangenheit mache, ist: Hätte das Album den gleichen Impact, wenn ich es heute entdecken würde? Ich glaube tatsächlich nicht. Dafür bin ich einfach übersättigt was das Thema melodischer Black Metal angeht und die Reise ist anderweitig weiter gegangen. Trotzdem bleibt The Great Southern Darkness ein geiles Album, was mir auch weiterhin beim Hören ein Grinsen ins Gesicht zaubern wird.

/Kepheus

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