„Ach cool, neues Urfaust Album. Muss ich daheim mal rein hören“ war das Einzige, was ich mir dachte, als ich diesen Sommer auf dem Party San Open Air am Stand von Ván Records reingeschaut habe. Das kommt also davon, wenn man die sozialen Medien zum größten Teil ignoriert. So gehen Neuigkeiten schnell mal an einem vorbei. „Ey, haste schon gehört….“ ist dann eine umso wichtigere Quelle für Infos. Oftmals kommen dabei wirklich gute Sachen raus, wenn beispielsweise eine Band die man mag, ein neues Album angekündigt hat. Das ist natürlich super. Weniger super, war das allerdings diesmal, als der eben zitierte Satz mit „….die hören auf“ endete. Wie, die hören auf? Nicht unbedingt, das was man erwartet hat und auch nicht das, was man hören möchte, speziell bei einer Band wie Urfaust. Nicht umsonst und auch zurecht haben sich die beiden Herren mittlerweile fast schon Kultstatus erspielt. Zumindest in Bereichen etwas sperrigerer Untergrundmusik.

Kennengelernt habe ich Urfaust 2011 oder 2012. Zu der Zeit also, als Der freiwillige Bettler noch relativ frisch war. Seitdem hat sie mich ziemlich konstant begleitet und neue Alben waren definitive Pflichtkäufe. Über die ganzen 20 Jahre ihrer Existenz haben Urfaust es immer wieder geschafft etwas zu sein, was heute in Anbetracht des Überflusses an Musik wirklich schwer ist: Es war besonders. Allem voran steht natürlich der sehr eigenwillige Gesang, der immer wieder nur ein Schulterzucken provoziert hat, wenn wieder jemand fragte, ob die denn Texte haben. Es gibt Gerüchte, dass sie welche haben, aber ehrlich gesagt, war mir das immer total egal. Nicht dass es mich nicht interessiert hätte, aber die Stimme als Instrument zu begreifen, was im Extremmetal wirklich gut funktionieren kann, hat hier einfach nur Sinn ergeben. Aber eine Stimme allein macht noch keine besondere Musik (wir sind hier ja nicht bei A Capella oder Sprechgesang sondern bei, wie auch immer geartetem Metal). Bewundert habe ich die Band auch immer für das sehr stoische, manch einer mag sagen minimalistische, Schlagzeugspiel. Gefühlt gab es in 20 Jahren vielleicht 3 verschiedenen Drumbeats. Aber sie waren gut. Selbst nachdem die Fähigkeit einen Takt zu halten Einzug in die Musik hielt. Das beides in Kombination mit schleppend eingängigen Gitarrenriffs und einem über die Jahre deutlich hervortretenden Ambienteinschlag (Grüße gehen raus an die Apparitions EP – großartig) haben nicht nur mich, sondern vielen viele andere immer wieder in den Bann gezogen und das selbst ohne ausufernden Ginkonsum, auch wenn das gerne immer wieder mitgenommen wurde.

Aber all das ist nun vorbei. Über die Gründe kann man, ob der Verschwiegenheit dazu, nur spekulieren. Vielleicht hatten die beiden Herren das Gefühl alles gesagt zu haben. Vielleicht hat es auch nach all den Jahren einfach keinen Spaß mehr gemacht. Aber ehrlich gesagt, ist der Grund warum sie aufgehört haben auch total egal. Sie haben uns allen über 20 Jahre hinweg eigenwillige, spezielle, aber immer in ihren Bann ziehende Musik gebracht und nun mit Untergang noch ein mal einen Knaller zum Abschluss abgeliefert. Das ist definitiv ein gute Art eine Ära zu beenden. Und nun werde ich mal den Gin suchen gehen…auf Urfaust.

/Barry

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