Akhlys – House of the Black Geminus

Nachts schreiend und schweißgebadet aufwachen, ist mit an absolut Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit etwas, was den meisten von uns eher leicht missfallen dürfte. An sich ziehen wir ja einen ruhigen, erholsamen und ereignislosen Schlaf eben jenen Nächten vor in denen uns unser Unterbewusstsein unsere Dämonen in allerlei Formen und Farben wieder vor Augen führt und sei es nur, dass die Packung bunter Stifte nicht akkurat und ordentlich nach Farbnuancen sortiert ist. Akhlys ist in etwa eine solche falsche Farbstiftreihenfolge, mit dem Unterschied, dass sich der Horror offen vor einem ausbreitet und man trotzdem verzückt ist.

Dieses Konzept verfolgt Kyle Spanswick nun schon seit 1999 mit Nightbringer. Zehn Jahre später, in 2009, kam mit Akhlys eine musikalisch recht zugängliche (aber auch nur im direktem Vergleich gesehen) Variante dazu. Mit dem 2015er Zweitwerk The Dreaming I segelte das Projekt dann auch in meinen musikalischen Hafen ein und liegt dort seitdem gut vertäut und wird von mir regelmäßig aufgesucht um mich heimzusuchen zu lassen.

Nach knapp 4 Jahre, die seit dem Erscheinen des Drittwerks Melinoë ins Land gezogen sind, wurde dann 2024 nun endlich House of the Black Geminus auf die Welt losgelassen. Und wer die Band vorher schon mochte, wird auch hier wieder sehr angetan sein.

Das bedeutet aber auch, dass Experimente beim Sound nicht zu erwarten sind. In den Songs, von der reiner Synth-Ambient Nummer Black Geminus mal abgesehen, passiert einfach extrem viel.

Kreischender Gesang, schnelle Riffs, ein Schlagzeug, dass, gefühlt, nur zwischen Midtempo und absolutem Geballer wechselt und Melodien, die eigentlich immer und überall passieren. Das Ganze wird einem dann auch noch dauerhaft und gleichzeitig um die Ohren gehauen. Diese kompositorische Komplexität ist es auch was die der Musik innewohnende albtraumartig bedrohliche und dazu noch sehr dichte Atmosphäre verleiht. Dadurch ist das Album, besonders wenn man die Band neu entdeckt, aber auch nicht unbedingt einfach zu hören. Auf der anderen Seite findet man aber auch so immer wieder etwas neues. Die Hörherausforderung wird also gleich mehrfach belohnt, so man sie denn besteht.

Obwohl House of the Black Geminus sehr nah an den Vorgängern dran ist, ist es definitiv keine 1:1 Kopie. Eine der Facetten, die sich hier unterscheidet, ist, dass die Menge an Synthpassagen in den Songs abgenommen hat. Nicht, dass sie vorher ausufernd waren, aber es fällt doch auf, wenn man House of the Black Geminus und Melinoë bzw. The Dreaming I nebeneinander „hält“.

Man könnte nun natürlich das Fazit ziehen, dass man auf dem Album wieder nur mehr vom gleichen bekommt. Und auch wenn das nicht komplett falsch ist, wird es der Scheibe nicht gerecht. Es steckt einfach extrem viel drin, macht Spaß beim Hören und zieht wunderbar in den Bann. Und das reicht dann auch.

/Barry

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