Die neueste und gleichzeitig auch die letzte Langrille von Urfaust also. Was gibt’s bei so einer Gelegenheit passenderes als sich mit einem Grablicht für die Stimmung und einem brutal gemischten Gin Tonic für die Kehle am Kragen packen zu lassen um dann in obskure Sphären abzutauchen?
Am Ende sind es genau diese Sphären, die die beiden Herren schon seit 20 Jahren immer wieder verlässlich schufen und die mich auch immer wieder fasziniert haben.
Die Stimmung dieser Musik, mancher mag vielleicht auch von der Magie sprechen, funktioniert auch jetzt wieder.
Aber anders als bei den direkten Vorgängern.
Während der (Horror)Trip namens Teufelsgeist sehr stark von Ambientpassagen bzw. -fundamenten lebte geht der Blick zurück, weit zurück. Es ist, finde ich, nicht zu weit gegriffen, zu sagen, dass hier eine songschreiberische Rückbesinnung auf „die gute alte Zeit“ vertont worden ist. Die Puristen der „…aber nur die alten Sachen“-Schule wird’s freuen. Sie werden zwar ein wenig die Nase rümpfen, weil die sphärischen Ambietanteile nicht komplett weg sind, aber irgendwas ist für irgendwen ja eh immer.
Man hat also nun die ersten beiden Songs durch und das „old school Urfaust“-Gefühl der ersten beiden Alben hat sich eingestellt. Zack…vorbei. Jetzt stellen sich erst einmal DSBM Gefühle ein, dass einem vor Überraschung fast die Rasierklinge aus der Hand fällt. Sowohl „Leere“ als auch „Vernichtung“ fahren hier eine Atmosphäre auf, bei der man sich eigentlich auf dem Boden in Fötushaltung zusammenkauern mag. Getragen wird das, neben großartigen Riffs, vor allem durch die wirklich geniale Gesangsarbeit, die hier vom typischen Urfauststil abweicht und in eben diesen flehenden Stil des Hanfseil Black Metals wandert. Einfach großartig.
Zwischen den beiden Songs liegt noch „Reliquienstaub“. Für mich funktioniert der Song hier wunderbar als eine Art ruhiger aber auch bedrohlicher Gang zwischen den zwei DSBM-Schreckenskammern.
Das vorletzte Song „Atomtod“ ist dann eigentlich auch nur ein etwas längeres „noisiges“ Intro für den letzten Brecher „Abgrund“. Und der ist einfach nur stark. Extrem dichte Atmosphäre (nicht verwunderlich), fast 9 Minuten Spielzeit (nicht verwunderlich) und ein Riff (huh?). Ja wirklich nur ein Riff, das hier und da mal für einen Takt kurz variiert wird und das war’s dann. Und es funktioniert ohne Probleme. Was für ein Abschluss.
Untergang ist ein absolut starkes Album und ein wahrlich würdiger Abschied einer Band die dem (Black) Metal durch ihren Stil, der damals wie heute aus der Menge an düsteren Bands heraussticht, definitiv ihren Stempel aufgedrückt hat.
/Barry