Ich hätte echt nicht gedacht, dass ich mal eine Parallele zwischen einem Black Metal Album und einem historischen Fakt aus der Politik der Bundesrepublik ziehe…und das es sogar noch irgendwo Sinn ergibt. Aber dennoch finde ich, dass der Wahlspruch der CDU unter Konrad Adenauer aus dem Jahr 1957 wirklich sehr gut zu Whoredom Rife im Allgemeinen und dem neuen Langspieler „Den Vrede Makt“ im Speziellen passt: Keine Experimente. In der Wahl 1957 gewann die Union dann mit 50,2% der Stimmen die absolute Mehrheit und auch das Whoredom Rife Album liegt bei mir ziemlich weit vorn. Es hat sich also, trotz 67 Jahren dazwischen, irgendwie für beide ausgezahlt, die „Weiter So“ Straße mit Vollgas zu befahren. Aber im Gegensatz zu vielem was, damals wie heute, in der Politik passiert, macht das Album dann doch deutlich mehr Spaß. Also was haben wie hier? Im Prinzip, wie die Einleitung bereits andeutet, mehr vom gewohnten. Seit 10 Jahren fährt Herr Einride zusammen mit K.R. am Gesang die Schiene abwechslungsreich geschriebene Songs, mit einer Prise 90er Nostalgie zu würzen und das Ganze dann noch in einem Sud aus einem Hauch Melodien und einem Beigeschmack Groove köcheln zu lassen. Die Geschmacksrichtung „Nostalgie“ zeigt sich hier am deutliches im zweiten Song „Fiender“. Ein 8 Minuten Machwerk, das vom Hauptriffing her durchaus an „die gute alte Zeit“ der zweiten Welle erinnert. Sehr repetitiv und nicht zu überkomplex. Wobei das dann aber in der zweiten Songhälfte auch wieder von Melodien aufgebrochen wird und noch ein wenig Geballer einschiebt, bevor der Song eher in einer Art Intro für das nächste Stück endet.
Wobei, strenggenommen, ist das Repetitive ein sehr präsentes Stilmittel auf dem Album. Bei „Fiender“ ist’s für mich in der old-schoolingsten Form drin, aber ansonsten findet es sich beispielsweise auch immer wieder in Melodieteilen, wie bei „Phantom Sword“ oder „Ravenous“. Der Trick, der hier zum Tragen kommt, ist, dass es dann auch nicht übertrieben wird. Wenn man es viel nutzt, ist der Grat von gutem und spannendem Songwriting oftmals sehr schmal und kann unter Umständen schnell in Richtung Öde kippen. Das der Kipppunkt erreicht wurde, ist mir hier aber nicht untergekommen. Dafür sind die Songs in sich dann wieder zu abwechslungsreich und bieten auch bei vielem Hören (und das mache ich für so einen Text manchmal bis zur Grenze des Satthörens) neue kleine Ecken oder einfach packende Spannungsmomente, die einen immer wieder reinziehen. Grad der Abschlusssong „The beautiful end of all“ hat da was auf dem Kasten. Die knapp elfeinhalb Minuten Spielzeit geben genug Zeit und Raum um eine irgendwie (fast schon) majestätische und auch gleichzeitig eindringliche Atmosphäre zu erzeugen, die stark von den Melodien getragen wird.
Also auch wenn Fortschritt an sich eine gute Sache ist, funktioniert das Adenauersche Prinzip für Whoredom Rife, 7 Jahre nach dem Erstlingswerk, sehr gut. Ich hab’s echt nicht satt.
/Barry